Die Peruanerzucht
von
Annett Ludwig
Wie ich zu meiner "Schweinchen
kam, hast du sicherlich unter "Über mich"
nachgelesen. An dieser Stelle, möchte ich über ein paar
Erlebnisse berichten und auch einiges über das Rassebild
des Peruaners darstellen. Das sind allerdings meine
Vorstellung eines Peruaners, meine Erfahrungen und meine
Ansichten! Ich erhebe keinen Anspruch auf 100%ige
Richtigkeit! Aber nun erst mal Viel Spaß beim lesen :-) |
Inzwischen leben 40 Bestandstiere und fast
immer auch einige Jungtiere bei mir. Der Schwerpunkt liegt bei
den Peruanern. Peruaner sind Langhaartiere.
Das
Fell sollte weich und ab dem Nacken gleichmäßig bodenlang sein.
Auf dem Po sitzen zwei Wirbel, wodurch das Fell nach vorn kippt.
Durch diesen Haarfall von hinten entsteht der niedliche
Sturzpony, was dem Peruaner das typische Aussehen verleiht.
Perfekte Peruaner
Der
Kopf sollte breit, die Ohren groß und hängend mit einer
leichten Welle sein. An der Kopfseite haben Peruaner einen
sogenannten Backenbart, der dicht und gleichmäßig nach unten
fallen soll. Der I-Punkt eines aus Züchtersicht schönen
Peruaner-Meerschweinchens sind die großen Knopfaugen, die uns vorwitzig angucken sollten. Die Haarpracht kann ab dem Nacken
bis zu 50 cm lang werden, aber man sollte zum Wohle der Tiere das
Fell auf Bodenlänge einkürzen. Sicherlich kann man sich gut
vorstellen, dass ein Meerschwein bei zu langem Haarkleid
irgendwann auf durchnässten und unangenehm riechendem Filz
sitzt. Trotzdem war es vor einiger Zeit noch üblich, dass Fell
auf Papilotten zu wickeln, um bei Ausstellungen eine
"wandelnde Perücke" zu präsentieren. Nach Diskussionen und Einwänden von Tierschützern, Meerschweinchenzüchtern
und -haltern wurde diese Methode zum Glück verboten.
Peruaner züchten, dass hört sich
eigentlich einfach an: Man verpaare zwei solche Tiere und
fertig sind Baby-Peruaner. Doch die typvollen
Rasse-Peruaner sind schwer zu züchten. Ein Problem dabei
ist, dass es immer noch verschieden Ansichten gibt, wie
das Aussehen des Peruaners sein sollte. Einen verbindlichen Rassemeerscheinchenstandart wie in anderen Ländern gibt es in Deutschland in dem Sinne nicht, jeder Verein gibt andere Kriterien vor. So bleibt es jedem Züchter selbst überlassen, seine "perfekten Peruaner" herauszuzüchten. |
Einiges zur Zucht
Am
Anfang meiner Zucht ging ich viele Kompromisse ein. Da ist die
Rede von Fehlwirbeln, anderen Rassen in den Ahnen, zu hellen oder
Schwebefarben, von "schlechter" Farbverteilung und so
weiter. Es galt also, alles langsam aufzubauen und Stück für
Stück zu verbessern. Meiner Meinung nach ist die Aufgabe eines
Züchters, diese wunderschönen Tiere stetig zu verbessern und
sich der Reihe nach dem Problemen in Typ und Farbe zu widmen. Ich
wusste, was ich suchte. Und so war ich froh über jedes Tier,
dass ich bekam und in etwa meinen Vorstellungen entsprach.
So
habe ich mir zunächst vorgenommen das Bild des Peruaners
sauberer herauszuzüchten. Also waren die Farben erst mal
Nebensache, aber Typ und Bau sollten schon von vornherein in etwa
stimmen.
Es kommt immer wieder vor, das
Peruaner nicht perfekt sind. So kann das Tier im
Schulterbereich zu kurzes Fell haben oder der erwünschte
Backenbart ist kaum oder gar nicht ausgeprägt. Also
sucht der Züchter einen Partner, der das Fehlende
besitzt. Man kann dann im Nachwuchs erwarten, dass die
Jungmeerschweine einen besser ausgeprägten Backenbart
und langes Fell im Schulterbereich haben werden. Doch auch das ist noch keine Garantie für den Erfolg. |
Um auf Dauer immer wieder solche Ergebnisse
zu haben, müssen häufiger sehr typstarke Tiere miteinander
verpaart werden. Erst dadurch bekommt die jeweilige
Peruaner-Linie eine unverkennbare Note.
Hat
man nun das eine scheinbar bewältigt, kann es beispielsweise zu
sogenannten Fehlwirbeln kommen. Dafür kann es wiederum die
verschiedensten Gründe geben. Zum einen liegt es mit Sicherheit
daran, dass die Elterntiere in den Ahnen bereits Peruaner mit
Fehlwirbeln haben, vielleicht sogar richtige Angoras darunter
waren. Vielleicht treffen auch nicht ausgeprägte versteckte Gene
aufeinander, die dann solche Erscheinungen hervorbringen. Eine
andere Möglichkeit ist, dass man ein erwachsenes
Peruaner-Meerschweinchen hat, wo kaum noch zu erkennen ist, ob
das Tier wirklich perfekt gewirbelt ist.
Theorie und Praxis
Die
Wirbel sieht man am allerbesten bei Jungtieren unter vier Wochen.
Bei erwachsenen Peruanern kann selbst der erfahrenste
Peruanerkenner nur schwer ersehen, ob sie fehlgewirbelt sind oder
nicht. Auch in der Wachstumsphase selbst kommt es manchmal vor,
dass Fellfehlstellungen entstehen. Dann heißt es abwarten, denn
das Endergebnis kann eben bis zu zwölf Monate auf sich warten
lassen. Auch jetzt finde ich noch genügend Dinge, die ich in
meiner Selektionszucht verändern will. Doch nun genug der
Theorie. Viel spannender sind die Erlebnisse mit den
Meerschweinen in der Praxis.
Im
Laufe der Zeit macht man so einiges mit. So ergab es sich, dass
gleich drei Geburten hintereinander furchtbar aufregend waren.
Voller Erwartung ging ich ständig nach den schwangeren
Weibchen gucken, selbst nachts. Dann hatte ich endlich Glück. Am Mittag des 18. Juni bekam "Yenny" ihre ersten Wehen und sie presste. Doch es passierte nichts. Vorsichtig nahm ich das Fell am Po hoch und erschrak: Ein Hinterbein schaute heraus! Voller Panik wand ich mich telefonisch an meinen Tierarzt, da mir so etwas noch nicht passiert war. Er riet mir, bei der nächsten Wehe etwas daran zu ziehen, doch es half nicht. Also zog ich kräftiger und siehe da, das Junge kam! |
Erlebnisse mit Notfall-Geburten
Eigentlich
war ich der Meinung den ganzen Wurf zu verlieren, da die Geburt
schon eine ganze Weile andauerte. Doch zu meinem Erstaunen lebte
das kleine Wesen, obwohl die Fruchthülle geplatzt war und
bereits eine Weile im Geburtskanal steckte. "Yenny" war
schon jetzt total erschöpft, obwohl noch zwei weitere kleine
Meerschweinchen auf ihre Geburt warteten. Also massierte ich ihr
den Bauch, was ihr scheinbar weiterhalf, denn kurze Zeit später
brachte sie problemlos das zweite und das dritte Junge zur Welt.
Die Freude war groß, denn trotz aller Komplikationen waren
Mutter und Junge wohl auf. Mit 98g, 100g und 105g kann man von
stolzen Gewichten sprechen, besonders wenn man bedenkt, dass es
der erste Wurf von "Yenny" war.
"Michelle" eine rot-weiße Peruanerin erwartete damals ebenfalls ihren ersten Wurf. Sie schien sich nach dem Lehrbuch zu richten und wollte nur ein Junges bekommen. Ihre Wehen setzten am 20. Juni, einem Sonntag, kurz nach dem Mittag ein. Auch bei ihr bracht en die Wehen das erste Junge nicht heraus. Mit viel Anstrengung und einer Bauchmassage brachte sie den Kopf Stück für Stück heraus, doch dann setzten die Wehen aus. Sie war vollkommen erschöpft .Ich hatte also nur eine Wahl: Vorsichtig bei der nächsten Wehe |
am Kopf ziehen! Dabei musste ich
feststellen, dass die Kleinen sehr fest im Mutterleib stecken.
Doch mit gemeinsamer Kraft schafften wir es und ein Einzelkind
von 115g (!) war geboren. Ab da kümmerte sich
"Michelle" bestens um den kleinen Großen.
Die
beiden Problemwürfe hatten alle beteiligten gut überstanden.
Jetzt sollte der Stress erst mal vorbei sein, denn meine
"Lucie" erwartete bereits ihren dritten Wurf. Ihre
ersten beiden Würfe hatte sie ohne Eingriffe sehr gut
gemeistert. Bei beiden hatte ich auch das Glück, sie zu
beobachten. "Lucie" war sehr dick und rund. Ich
rechnete demnach mit vier bis fünf Jungtieren. Kurz vor
Mitternacht des 23. Juni, fingen ihre Wehen an.
Sie bekam problemlos die ersten
beiden Kinder, packte sie aus und begann sie trocken zu
lecken. Dann legte sie sich hin. Verwunderlich, denn wenn
der Geburtsvorgang ein mal angefangen hat, dann sollte er
auch rasch beendet werden. Nachfolgende Jungtiere
könnten sonst ersticken. Da sich aber nach 15 Minuten immer noch nichts tat, fühlte ich ihren Bauch ab und es waren noch Jungtierbewegungen im Bauch zu spüren. Eine Massage ihres Bauches half und kurz darauf brachte "Lucie" das dritte Junge zur Welt, nur diesmal ließ sie es liegen. |
Ohne lange zu überlegen nahm ich es, riss
die Fruchthülle auf, entfernte den Schleim aus dem Mund und den
Nasenlöchern und massierte den Bauch des kleinen Wesens. Es fing
sofort an nach Luft zu schnappen. Gerettet!
Es
dauerte weitere 15 Minuten bis "Lucie" kurz
hintereinander das vierte und fünfte Jungtier zur Welt brachte.
Auch diese beiden blieben unbeachtet liegen. Ich nahm sie auch
hoch und tat das Gleiche wie bei dem vorherigen Jungen, doch
diesmal
kam
keine Reaktion. Die Jungen schnappten nicht nach Luft.
Leben und Tod können so nah bei einander liegen...
Ich hoffe es war interessant und Aufschlussreich.
Wenn
du deine Meinungen hierzu äußern möchtest oder Hinweise oder
Kritik hast,
dann
wende dich persönlich an mich! Auch ich bin nicht perfekt.
Mehr
Fotos von tollen Peruaner gibt es unter "Galerie" zu
sehen!
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