Midnight von Wuschel & Co
von
Annett Ludwig
Es
war im Sommer 1999 und meine "Lucie" bekam
ihren dritten Wurf. Damals rettete ich einem Meerie-Baby
das Leben und da es 23:58 Uhr war, nannte ich die Kleine
"Midnight". "Midnight", eine Peruanerin in in rot-weiß, entwickelte sich sehr gut und wuchs in aller Ruhe in einer Weibchengruppe bei mir auf. Sie wurde ein wunderschönes Schweinchen. Ganz nach ihren Eltern "Lucie" und "Benny". Wie es in einer Zucht so üblich ist, so bekam auch sie später selber kleine Babys..... Nach einer dreimonatigen Pause war sie wieder tragend und gegen Ende Juli 2001 sollte es soweit sein. Doch es kam ganz anders. |
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Am Mittwochabend benahm sie sich weitgehenst
normal. Sie kam fressen und stiefelte durch den großen Auslauf.
Ich fühlte sie mal wieder ab und empfand es irgendwie anders als
sonst. Nun gut dachte ich: <Wer weiß>, denn ich will nicht
immer gleich den Teufel an die Wand malen....
Am Donnerstagnachmittag ging es ihr aber gar nicht mehr gut. Sie
saß alleine zusammengekauert in einem Häuschen, drehte und
wendete sich dort, so als ob sie jungen wollte. Natürlich kam
nix. Es war ja auch vom Termin her viel zu früh. Ich versuchte
sie mit Futter rauszulocken. Ohne Erfolg...
Also fuhr ich kurz entschlossen zum Tierarzt. Die Tierärztin war
allerdings eine Urlaubsvertretung und kannte mich nicht und ich
erzählte ihr erst mal meine Kenntnisse, damit sie nicht denkt
ich hätte keine Ahnung. In der Beziehung habe ich da schon
einige negative Erfahrungen mit TA's machen müssen. Sie
allerdings war aber gleich ganz aufgeschlossen dem gegenüber und
sie hatte auch an mich viele Fragen. Letztendlich konnte sie mir
bestätigen, das die Jungtiere im Mutterleib tot waren und es nun
ganz dringend war die Jungen dort herauszubekommen.
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Aufgrund "Midnight's"
Allgemeinzustandes kam eine wehenfördernde Spritze nicht
in Frage, sondern nur die Alternative eines
Kaiserschnittes...... Das wiederum Überschritt in weitem
mein finanzielles Budget, denn allein die OP -ohne
Medikamente usw.- sollte 160 DM kosten.... ;-((((((( Ich
war in einer Zwickmühle.... Ich wollte
"Midnight" unbedingt retten und es auch
versuchen, doch die Erfahrungen bei solchen schweren
Eingriffen sprechen für sich. Es gibt wenige Fälle, wo
ein Ms eine Bauchöffnung überlebte hat. Leider. Sie telefonierte noch mit anderen TA'sund ich telefonierte mit meiner Freundin und bat um Rat. |
Letztendlich kamen wir zum Entschluss, das
es für meine Maus besser wäre sie schnellstmöglich zu
erlösen... ;-(((
Jedoch wie wir so ratlos in der Tierarztpraxis stehen, meinte die
Ärztin das es für sie ein außergewöhnlicher Fall wäre und
sie in ihrer langjährigen Praxis so etwas noch nicht gemacht
hätte. Nach ein paar Wortwechseln entschied sie sich meine Maus
zu operieren!!!! Egal was wird und egal zu welchem Preis. Sie
wollte unbedingt es versuchen sie zu retten. Ich war heilfroh und
das tollste in dem Momenten war, das ich bei der OP dabei sein
durfte. Normalerweise wird so etwas kaum genehmigt und sie mochte so etwas auch ganz und gar nicht, doch sie gewährte es mir, weil
ich als Züchterin auch sehr starkes Interesse daran hatte.....
Gesagt getan. Die Tierarzthelferin blieb auch noch da, obwohl sie
eigentlich längst Feierabend hatte und auch zu einer
Geburtstagsfeier wollte.... Zunächst bekam "Midnight"
Antibiotika, Vitamin C und Glucose gespritzt, um den Organismus
soweit wie möglich zu stabilisieren.
Nach etwa 10 Minuten gab ihr die Schwester die erste geringe Dosis der Narkose und "Midnight" schlief nach wenigen Minuten. Der Bauch wurde ihr rasiert und desinfiziert, während die Ärztin weitere Vorbereitungen traf. Auf dem OP-Tisch wurde die Maus ausgebunden, das heißt an allen 4 Pfötchen mit einem Stoffband am Tisch festgemacht... und dann ging es auch schon los. Mit einem Skalpell -oder wie schreibt man das- wurde ihr der Bauch vorsichtig geöffnet. Die Ärztin war total erstaunt wie dick die Haut- und die darunter befindliche Fettschicht ist. Während dessen begann "Midnight" vor sich hinzuquitschen und |
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die Schwester gab ihr noch einen Narkosedosis. Danach -als sie die Öffnung groß genug hatte- fühlte sie im Inneren ab, wo die Föten sind und holte ein Gebärmutterhorn mit der Gebärmutter und drei Jungtieren heraus. Das war alles sehr viel und jede Menge Zeug was da noch mit dran hängt und viele Fettgewebeteile. Echt erstaunlich was in einem solch relativ kleinen Wesen alles drinnen steckt. Alle 3 Jungtiere waren wirklich tot. Eins befreiten wir noch aus der Fruchthülle, doch es regte sich nicht. Ebenso bei den anderen beiden. Es gab keine Regungen. Eigentlich zum Glück, denn die Kleinen waren noch nicht ganz entwickelt. Zumindest waren sie komplett, nur Fell war an den kleinen Körpern noch nicht zu sehen. Sie tat die Blutgefäße abbinden, um dann den Gebärmuttertrakt zu entfernen. Danach ging sie über, um nach dem zweiten Gebärmutterhorn zu suchen. An diesem war noch ein weiteres Jungtier, welches natürlich viel größer und kräftiger war.
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Doch auch dieses lebte nicht. Wir ließen es "eingepackt" und sie entfernte es
komplett wie bei den vorherigen auch. Nachdem sie dies
beendet hat suchte sie die winzigen Eierstöcke, die für
mich als gelbliches knotiges Irgendwas nur zu erkennen
waren. Midnight hielt tapfer durch, doch die Narkose lies
nach und sie jammerte wieder etwas. Also noch mal eine
Narkose nachsetzen. Eigentlich auch wieder so ein Fall
von einem Wunder, denn bei Hunden und Katzen sagte sie,
würden die Tier bei dieser verabreichten Dosis ein paar
Tag im Koma liegen.... |
Nachdem sie noch mal gespritzt wurde, musste die Ärztin sich beeilen die OP zu beenden, denn diese dauert
bereits 1 1/2 Stunden. Eigentlich schon sehr lange. Sie entfernte
die Eierstöcke und nähte dann "Midnight" wieder zu,
was wohl gar kein leichtes Unterfangen war, so wie sie sagte.
Nach gut 2 Stunden war sie fertig. Der Bauch wurde noch mit einem
silbernen Spray versiegelt und eine Dosis Antibiotika wurde noch
gespritzt.
Mit meiner schlafenden Midnight fuhr ich dann fix und fertig nach
hause. Dort angekommen packte ich sie auf eine Wärmflasche und
hüllte sie in eine Decke ein. Gleich darauf rief ich meine
Freundin an, um ihr mein erlebtes zu erzählen. Es war ein reiner
Erfahrungsaustausch und während des Telefonates beobachte ich
mit Adleraugen die Bewegungen und das Atmen von Midnight.
Es war sehr flach und teilweise gar
nicht so recht wahrzunehmen. Sie fing an munterer zu
werden und schnappte nach Luft. Das fand ich schon sehr
merkwürdig und ich war total verzweifelt. Was
tun?????!!!! Anders hinlegen? Schnäuzchen öffnen? Kopf
anders legen? Oder was? Ich war total verzweifelt und dann geschah das, wovor ich Angst hatte!!! Am 12.07.2001 um 23:34 Uhr schlief sie in meinen Armen ein............ |
Midnight Anfang Juli |
Dies schrieb ich ein oder zwei Tage nach dem
erlebten
und es schmerzt immer noch,
wenn ich daran denke und dies lese.....
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